Schwäbische Zeitung vom 27.07.2015
Bericht: Dorothee L. Schaefer

Leichte Muse in vielen musikalischen Farbtönen

Ganz authentisch mit Zither und Akkordeonbegleitung kam die Filmmusik zu "Der dritte Mann" daher -
mit Salome Hänsler als Solis (Foto: Dorothee L. Schaefer)

 

Eine weise Entscheidung, die Serenade statt im derzeit in restauro befindlichen Schlosshof in den Kursaal von Aulendorf zu verlegen: das plötzlich kühle und regnerische Wetter hätte nicht gut mitgespielt am vergangenen Sonntagabend. Das Doppelkonzert von Aulendorfs Liederkranz und Harmonika Club hat Tradition und auch die Solisten sind immer wieder gerne dabei.

Gleich drei Mal wurden die rund 270 Gäste – nach dem Eingangslied des Chores „Wenn der Abendwind leise weht“ und einem Marsch vom Harmonika Club – von Hansjörg Straub, Moderator Stefan Straub und von Brigitte Gebhart im dicht besetzten Kursaal begrüßt. Dann entführte das Trio Straub – neben den beiden Straubs Constanze Schmid – zur 1932 entstandenen Operette „Glückliche Reise“ von Eduard Künneke, zu der gerade die Stimme von Hansjörg Straub im Stil glänzend passte. Begleiter am Keyboard war hier wie auch bei vielen anderen Stücken Adrian Hänsler.

Zither hallt im Kursaal

Zwei Zithersoli gehörten auch zum Programm und Salome Hänsler, in der Region bestens bekannt durch die „Saitenmusik Salteris“ oder andere Formationen, in denen sie entweder Zither, Geige, Gitarre oder Kontrabass spielt, erfreute das Auge mit einem festlichen langen Dirndl in Schwarz und Rot. Schönheit und Anmut bekommen halt immer noch einen Extraapplaus und das gehört sich auch so, denn Salome Hänsler verfügt nicht nur über musikalische Fähigkeiten sondern dazu auch über eine starke Ausstrahlung. Etwas viel verzögerter Hall wurde leider der Zither durch die elektrische Verstärkung zugemutet, aber auch das Orchester spielte verstärkt. Man traute der Akustik des Saales wohl nicht ganz, oder kannte schon das Problem der rauschenden Klimaanlage.

Das Harmonika Orchester hat elektrische Verstärkung eigentlich nicht nötig, denn die elf Frauen und fünf Männer haben einen guten Sound. Sie spielen präzise vier- und fünfstimmig, steigern sich zu schwungvollen Crescendi und können genauso gut piano – und das heißt was bei diesem raumgreifenden Instrument. Andererseits gebe es hier auch Nachwuchsprobleme, meint der Dirigent Georg Sommer, aber das verdirbt ihm nicht die gute Laune. Diesmal hatten Chor und Orchester zusammen ein Programm aus Operette, Musical und Filmmusik ausgewählt. Aber man könnte sich, gerade wenn sie schwungvolle Melodien aus Operetten wie Millöckers „Gasparone“, dem „Zigeunerbaron“ von Johann Strauß, die Titelmelodie zu dem Film „Dornenvögel“ spielen und dabei irische Flötentöne imitieren, gut auch mit leichtfüßiger Tanzmusik vorstellen. Warum also nicht mal Tango oder Musette?

Der gemischte Chor aus 20 Frauen- und zwölf Männerstimmen, engagiert und umsichtig geleitet von Ursula Jankowski, überraschte mit tadelloser Artikulation und Modulation, so dass man nicht nur an der hinreißenden Musik, sondern auch an den geistreich-ironischen Texten im Potpourri von „My Fair Lady“ seine Freude haben konnte. Stefan Straub gab hier den Professor Higgins überzeugend mit Stimme und Witz. Im zweiten Teil formierte sich ein beeindruckendes Männer-Doppelquartett zu drei Liedern a cappella und spendierte den dankbaren Zuhörern sogar eine Zugabe. Nach dem traditionell gemeinsam gesungenen Schlusslied erklatschte sich das begeisterte Publikum noch zwei Zugaben. Vor der Tür prasselte inzwischen der Regen, aber der konnte einem nun nichts mehr anhaben.

Der Aulendorfer Harmonika Club gibt am Donnerstag, 30. Juli, ein Konzert in der Schussentalklinik in Aulendorf. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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